Familienzusammenführung?

Alena berichtet (21.08.):

„Gestern hatte ich meinen ersten Elternabend… Mensch, die Kleinen werden so schnell groß ;-). Aber ich muss ein bisschen weiter vorne anfangen. Also…

M. besucht nun im zweiten Jahr eine Auffangklasse. Sie schlägt sich super und ist sehr fleißig. Da N., die sie sonst bei solchen Terminen begleitet und unterstützt, keine Zeit hatte, hat M. gefragt ob ich sie begleiten könne. Wir trafen uns am späten Nachmittag, um gemeinsam zur Schule zu fahren. Als wir gemeinsam mit F. noch ein bisschen plauderten, erzählte sie ganz beiläufig, dass ihr zweiter Bruder seit ca. drei Tagen in Deutschland und zufälligerweise in Dortmund sei. Die beiden haben sich schon viele Monate nicht mehr gesehen. Da die drei Geschwister gemeinsam ihre Flucht starteten und nur zwei von ihnen in Deutschland ankamen, war lange Zeit nicht klar, ob der Bruder noch lebt. Nun hat auch er es nach Deutschland geschafft. Leider hatten die Geschwister noch nicht die Möglichkeit, sich zu treffen.

Für mich irgendwie klar: Wir sind ohnehin zusammen mit dem Auto unterwegs, wollen wir ihn danach besuchen? M. war im ersten Moment mit diesem Angebot etwas überfordert, freute sich dann aber sehr. Gut, aber jetzt erst mal der Elternabend…

Die wichtigsten Informationen wurden mitgeschrieben. Die Tatsache, dass ich die einzige Person war, die einen Stift dabei hatte, beruhigte mich irgendwie. Die Lehrer sprachen auf drei Sprachen. Alles wirklich nett. Aber unsere Geduld nahm immer mehr ab.

Auf M.s Wunsch klärte ich die letzten wichtigsten Dinge ab und wir verließen die Veranstaltung kurz vor Ende. Der Bruder wurde informiert, wir sind auf dem Weg nach Wickede. Wir meldeten uns an. Der Pförtner fand den Namen des Bruders auf der Liste nicht. Da er aber erst seit max. 3 Tagen dort sein kann, läge es wohl daran. M. probierte mehrfach, ihren Bruder zu erreichen. Keiner da. Endlich kam der Rückruf. Der Bruder reichte das Telefon an eine Person weiter, die ein bisschen Deutsch sprach und die Adresse mitteilen konnte. M. an mich. Der Mann erklärte mir, sie seien gerade in Wickede…. Wickede an der Ruhr… Google, Google Maps. Das klang alles nach einem schlechten Scherz. Noch mal 40 Minuten fahren? Und das um fast 21 Uhr? Das müssen wir wohl verschieben. Ein bisschen müde und geknickt fuhren wir nach Hause.

Neuer Tag, neues Glück. Heute werden wir uns treffen und zu der richtigen Unterkunft im richtigen Wickede fahren.

Drückt uns die Daumen, dass die beiden sich heute endlich wieder sehen können!!!!“

Fortsetzung folgt…

 

Text: Alena Mörtl