Nachrichten aus Idomeni

Letzten Samstag haben sich Nahid und Alena aus unserem Vorstand auf den Weg nach Idomeni in Griechenland gemacht, um sich vor Ort ein Bild von den Zuständen zu machen und mit anzupacken. Dafür wurden im Vorfeld Spenden gesammelt, mit denen sie die Hilfe vor Ort unterstützen wollen. Hier ist ihr erster Bericht.


 

Anreise

Von Düsseldorf ging es für uns am Samstag den 23.04. nach Thessaloniki. Einen Mietwagen haben wir schnell gebucht und sind auf die Suche nach einem Zimmer gegangen. Zu unserem Glück war noch ein Zimmer im Parkhotel in Polykastro für uns frei. Von hier aus wird ein Großteil der ehrenamtlichen Arbeit in Idomeni, aber auch in den kleineren umliegenden Camps wie der ECO Tankstelle koordiniert. Tage später werden wir hier auch Eva treffen. Sie hat für die Ehrenamtlichen des Projekt Ankommen ein Seminar für den Umgang mit traumatisierten Menschen gegeben.

Tag 1 in Idomeni

Sonntag haben wir den ersten Tag im Camp in Idomeni verbracht. Die meiste Zeit waren wir damit beschäftigt uns einen Überblick zu verschaffen. Auch wenn es einige tausend Menschen weniger sind, als noch vor ein paar Wochen, sind die Ausmaße des Camps kaum zu überblicken. Aktuell Leben mehr als 10.000 Menschen im Camp. Mehr als die Hälfte sind Kinder. Es gibt ein paar wenige große Zelte von Hilfsorganisationen, aber die meisten Menschen schlafen in Igluzelten , liegen gebliebenen Zügen oder im brach liegenden Gebäuden entlang der Gleise.
Um einen Einblick über die Strukturen dieses Mikrokosmos und den Aufbau des Camps zu bekommen halfen wir unabhängigen Ehrenamtlichen dabei 5.000 Bananen an Kinder und Schwangere zu verteilen. Dabei unterstützt wurden wir von den zahlreichen kleinen Helfern, die uns wie Guides durch das Camp führten und für uns übersetzten. Hier trafen wir auch zum ersten Mal auf das Culture Center und wir entschlossen uns schnell unsere Hilfe die nächsten Tage dort einzubringen.
Auf den ersten Blick scheint es durch den Staat nur wenig Hilfe zu geben. Hilfsorganisationen und unabhängige Ehrenamtliche sind stets präsent.

Tag 2

Von 09:30-19:00 haben wir im Culture Center gearbeitet. Am Vormittag haben wir mit den Kindern Sport gemacht, bei der Essensausgabe geholfen und die Kinder zum stillen Örtchen begleitet. Am Nachmittag war Nahid als Farsi und Englisch (für Farsi Sprechende SchülerInnen) Lehrerin sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene aktiv. Wir merkten schnell, dass es wohl ein paar Tage dauern wird um einen Überblick der Abläufe zu bekommen.
Während der Pausen für uns und den Unterrichtszeiten der Kinder waren wir im Camp unterwegs und haben mit den Leuten gesprochen. Wie zu erwarten war mangelt es hier an allem. Wie die Europäischen Staaten dabei zu sehen können, wie die Menschen hier krank werden und an Hunger leiden ist von hier aus noch unfassbarer. Ein Schicksal das viele Menschen teilen: Die meisten Menschen haben die Zustände von Krieg und Terror in ihren Heimatländern hingenommen, da es keine wirkliche Alternative für sie gab. Nachdem in Deutschland aus der Not heraus viele Menschen aufgenommen wurden, haben sich viele erst auf den Weg gemacht. Sie haben ihr komplettes Hab und Gut verkauft um sich in Europa ein neues , friedliches Leben aufzubauen. Nun sitzen sie in Idomeni fest und kommen nicht weiter. Aber auch der Weg zurück (den inzwischen viele Menschen wieder auf sich nehmen würden) ist verbaut. Menschen die viele Jahre bereits in anderen Ländern gelebt haben werden in die Ursprungsländer zurück geschickt. Viele haben keine Pässe mehr und auf Flucht oder Wechsel der Religionszugehörigkeit steht Gefängnis bzw. die Todesstrafe.

Tag 3

Auch an diesem Tag begann die Arbeit früh. So langsam bekamen wir einen Durchblick und wissen wo wir uns sinnvoll einbringen können. Für die Menschen im Camp war es ein Tag, der noch schlechter war als die Anderen. Zwar schien die Sonne aber schon in der Nacht begann ein sehr starker Wind, der den ganzen Tag über anhielt. Das Camp das gestern noch einer kleinen Zeltstadt ähnelte, sieht nun aus wie ein Trümmerfeld. Die meisten der Igluzelte sind zerstört und die Menschen probieren ihr Hab und Gut so gut es geht zu schützen. Bei vielen zeigte sich im Laufe des Tages, dass sie nicht wussten wo sie die nächste Nacht verbringen sollten.
Ein weiteres Problem im Camp, das sich hier so wie in jeder „Gesellschaft“ entwickelt hat, ist Rassismus. Minderheiten werden unterdrückt und bekommen jeden Tag Abneigung zu spüren. In den Essensschlangen stehen sie stets hinten, egal wie lange sie schon anstehen. Viele hatten seit sie hier sind noch keine Wärme Dusche, da ihnen das Recht darauf verwehrt bleibt.

Die Politik, die dafür sorgt, dass die Menschen hier festsitzen fördert auch in Europa den Wachstum von Schlepperorganisationen. Die Menschen, die es sich leisten können, haben die Möglichkeit für eine Summe von ca. 2.500€ pP über die Grenze gebracht zu werden. Für viele Menschen im besonderen Familien mit mehreren Kindern eine nicht aufzubringende Summe.

Spenden

Durch die tolle Unterstützung von Ehrenamtlichen, Familie, Freunden und des Käthe Kollwitz Gymnasiums konnten wir 3.250€ mit nach Idomeni nehmen. davon gingen bisher 750€ an das „Banana Team“ die jeden Tag 5.000 Bananen an Kinder und schwangere Frauen verteilen. Weitere 750€ gingen an die Organisatoren von „Hot Food Idomeni“. Das Team bereitet täglich mehrere Tausend warme Speisen zu. 530€ gingen an das Culture Center, in dem wir vorerst täglich mitarbeiten. Die Kinder bekommen dort Unterricht und andere Freizeitangebote. Zudem werden sie sowohl mit Frühstück als auch mit Mittagessen versorgt.

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(Text und Bilder: Alena und Nahid)