Meike berichtet:
2. Mai
Heute haben Alena und ich eine Liste von Familien bekommen, die bald ausziehen. Es sind einige und wir suchen uns eine aus – ich kenne nicht einmal irgendwen davon, aber Alena gibt in der Unterkunft Deutschkurse und kennt einige. Für mich war es nur wichtig, dass ich sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, da ich kein Auto habe. Wir haben uns für Familie Af. entschieden – eine Mutter mit sechs Kindern zwischen 3 und 16 Jahren. Direkt mal eine Mammutaufgabe. Aber alle sprechen Englisch und teilweise ein bisschen Deutsch. Das soll schon werden.
3. Mai
Alena und ich waren in der Unterkunft und haben mit der Mutter der Familie gesprochen, uns vorgestellt und sind mit ihr die ersten Dinge durchgegangen. Wir haben ihr gesagt, dass wir ihr beim Auszug helfen und sie schien froh darüber zu sein. Jetzt muss ich mir nur noch die Namen der sechs Kinder merken.
4. Mai
Ich habe bei der Vermieterin angerufen und mich vorgestellt. Sie schien erleichtert, einen deutschsprachigen Ansprechpartner zu haben und meinte, die Wohnung werde im Moment noch renoviert, sei aber bald bezugsfertig. Wir haben bei eBay Kleinanzeigen schon eine sehr günstige Waschmaschine gefunden und dürfen sie am Freitag vorbeibringen. Der Anfang ist gemacht.
8. Mai
Die Waschmaschine ist da. Ein erster Schritt zur eingerichteten Wohnung. Außerdem war der Besitzer der Wohnung sehr nett und neugierig. Das gibt uns ein gutes Gefühl.
17. Mai
Heute war der erste große Tag.
In den letzten zwei Wochen waren Alena und ich mehrere Male in der Unterkunft und haben mit der Mutter darüber geredet, was wir bis dato geplant haben und welche Fortschritte wir machen. Zum Glück müssen wir nicht für jedes Möbelstück in die Unterkunft, denn der älteste Sohn hat ein Smartphone und wir können ihm Fotos per Whatsapp schicken, die er dann seiner Mutter zeigt. So bekommen wir schnelle Rückmeldungen dazu, ob ihr die Möbel gefallen. Wir möchten, dass die Mutter so viel wie möglich vorab sieht und abnickt, damit sie sich hinterher in ihrer Wohnung wohlfühlen kann.
Wir haben die Sachen entweder sehr günstig bei eBay gefunden und mit den Anbietern den Sonntag als Abholtermin vereinbart, oder wir haben sie in der Sachspendenliste gefunden, die von Angelika Feß betreut wird. Angelika hat den ultimativen Überblick über alle Spenden, die von irgendwem angeboten wurden. Sie ist eine riesige Hilfe. Wenn man ihr sagt, man braucht ein Bett oder einen Schrank, vermittelt sie Fotos und den Kontakt. Wir haben dann immer dem ältesten Sohn Fotos geschickt und wenn es gut war, haben wir Kontakt aufgenommen zum Spender und mit ihm den Termin abgesprochen. Zum Glück hatten die meisten an diesem Sonntag Zeit.
Heute also haben wir einen Transporter gemietet und ein paar starke Männer aus der Unterkunft mitgenommen, um alle Sachen einzusammeln. Diese Hilfsbereitschaft und das Teamwork sind großartig. Auch die Familie selbst war in der Wohnung und hatte schon einmal angefangen zu putzen. Am Ende hatte jedes Kind einen Putzlappen in der Hand.
18. Mai
Ein kleiner Durchhänger. Ja, es war anstrengend gestern. Obwohl ich nicht einmal selbst viel geschleppt oder aufgebaut habe (denn das kann ich leider nicht), bin ich müde von der Fahrerei und dem Gewusel um mich herum. Wir hatten unsere Jungs und die haben unermüdlich abgebaut, getragen und aufgebaut. Fazit des gestrigen Tages: In der 110 Quadratmeter großen 4-Zimmer-Wohnung stehen fünf von sieben Betten komplett, die restlichen teilweise (aber das kriegen wir auch noch hin). Das Wohnzimmer hat eine Sofagarnitur mit Tisch, Fernseher und Fernsehschrank plus Regal. Das Schlafzimmer der Mutter und der Kleinsten ist eingerichtet.
Ich bin heute müde, aber sehr glücklich müde, weil wir gestern durch die Zusammenarbeit von Bewohnern der Unterkunft, der Familie und Ehrenamtlichen unglaublich viel geschafft haben. Sogar für eine zweite Familie haben wir am Ende noch eine Wohnungsauflösung genutzt und konnten so auch diese Familie fast vollständig ausstatten. Nun fehlen Teppiche, Gardinen und: die Küche. Dafür brauchen wir dann doch erst einmal Geld vom Amt. Und darauf warten wir jetzt.
Zwischenfazit: Als ich die Betreuung der Familie übernommen habe, wusste ich nicht, was genau auf mich zukommt, aber ich dachte, zusammen mit Alena schaffe ich das schon. Nun sind die ersten zwei Wochen nach der Entscheidung vergangen und auch, wenn ich in manchen Momenten denke, das ist schon viel Arbeit neben einem Vollzeit-Job mit Pendeln, freue ich mich, dass ich es mache und bin gespannt auf die Sachen, die noch kommen, bis jeder Mensch in dieser Familie das Gefühl hat, zuhause zu sein.
Tex und Fotos: Meike Hermwapelhorst
Alena berichtet: