Was mich antreibt…
(geschrieben von Hannah)
Seit einigen Monaten engagiere ich mich ehrenamtlich für geflüchtete Menschen im Projekt Ankommen. Es ist eine Aufgabe, die ich von Anfang an gerne gemacht habe.
Manchmal denke ich darüber nach, ob das alles nicht zu viel wird. Schließlich gibt es neben dem Ehrenamt noch Freunde und Familie, die Schule, den Beruf und ja, Hobbies hab ich auch.
In solchen Momenten denke ich an Erlebnisse, die mich nachhaltig geprägt haben
Mohammed und ich sitzen in der U-Bahn. Ich ignoriere die Durchsage, schon tausendmal gehört. Er fragt: „Was bedeutet es: Nach Betätigung der Haltewunschtaste?“
„Na, drück‘ den Knopf und die Bahn hält.“, antworte ich.
„Ach so, betätigen heißt drücken.“
„Nein, nicht ganz.“, sage ich.
Ich habe es ihm erklärt, an zig Beispielen. Mit jedem Beispiel kommt ein neues Wort, das er nicht kennt. Manche sagen, sowas sei anstrengend. Ich denke nicht. Denn endlich mache ich mir Gedanken über Selbstverständlichkeiten. Über die eigene Stadt, meine Sprache und Mitmenschen.
Es ist wunderbar wieder zu lernen, diese Dinge bewusster wahrzunehmen.
Auf der Südtribüne stehen wir nebeneinander. Das Spiel hat noch nicht begonnen. Mohammed saugt alles auf. Die Fans, die Stimmung, das Stadion. Wir machen Fotos für seine Familie und seine Freunde. Einige Lieder kann er schon mitsingen. An uns schlängelt sich ein Mann vorbei. Er hat einen Bierträger in der Hand. Darauf steht: „Kein Bier für Rassisten!“
Mohammed, seit fast einem Jahr in Deutschland, fragt: „Was bedeutet es: Rassisten?“
Ich bin sprachlos.
Mit dieser Frage ist mir klar geworden, dass ich alles dafür tun werde, um Menschen, die ihre Heimat verloren haben, weiterhin einen friedlichen Neuanfang in Dortmund zu ermöglichen.
Dies sind nur zwei Auszüge aus meinen gesammelten Erfahrungen. Nach mittlerweile einigen Monaten gibt es unheimlich viele davon. Und ich hoffe sehr, dass noch viele folgen.