Ein Tag mit dem Umzugs-Team

Einblicke in die „Wohnung- und Umzugs-Hilfe“

(geschrieben von Nahid)

Die meisten Flüchtlinge dürfen bzw. können die kommunale Einrichtung, in der sie untergebracht sind, auf eigenen Wunsch verlassen und in eine Wohnung ziehen. Dabei gibt es zwei Arten von Wohnungen zur Auswahl:

• Entweder finden die Geflüchteten selbst oder mit Hilfe von anderen Helfern eine Wohnung und schließen nach der Zustimmung des Sozialamts einen Mietvertrag ab. In diesem Fall bekommt eine Person finanzielle Unterstützung in Höhe von einmalig 1260 Euro. Bei zwei Personen sind es etwas über 1500 Euro usw. Mit diesem Geld muss die komplette Wohnung von ihnen selbst mit Möbeln, Elektrogeräten und Gegenständen für Küche, Schlafplätze und Wohnraum eingerichtet werden.
• Oder aber sie ziehen in eine Belegwohnung und erhalten keine weitere finanzielle Unterstützung. Die Belegwohnung wird vom Sozialamt angemietet und möbliert. Zu diesen Möbelgegenständen gehören pro Person: ein Feldbett, ein Spind (schmaler Schrank), ein Stuhl. Dazu kommen pro Wohnung ein Tisch, Geschirr, eine Spüle, ein Herd, ein Kühlschrank und eine Waschmaschine.

„Projekt Ankommen e.V.“ hilft in beiden oben genannten Fällen

Wir
• verwalten die an uns herangetragenen Sachspenden
• ermitteln den Bedarf der betreffenden Person/Familie vor dem Umzug in eine Wohnung
• organisieren Abholtermine, sowie den Transport der gespendeten Gegenstände. Wir holen diese gemeinsam mit den Geflüchteten vor Ort ab
• fahren mit den Geflüchteten in Sozialkaufhäuser o. ä. und helfen ihnen beim Kauf von fehlenden Möbeln/Elektrogeräten
• unterstützen bei der Montage des Mobiliars, z.B. bei Küchenaufbau, Elektroanschluss etc.
• danach folgen weitere Hilfestellungen, wie Begleiten bei Behördengängen, Vermittlung von Patenschaften, Deutschkurse, Veranstaltungen etc.

Unsere inzwischen etablierte Sachspenden-Organisation stellt eine WIN-WIN Situation dar:

Einerseits kommen diese Spenden den Geflüchteten zu gute. Anderseits werden die Spender entlastet, weil sie keine weitere Arbeit und/oder Entrümplungskosten haben.

Außerdem stellt es eine nachhaltige Nutzung der Gegenstände dar, sowie ein Beitrag für den Umweltschutz, denn sie landen nicht auf der Müllkippe.

Da die Spender von Haushaltsgegenständen meistens zum Ende eines Monats umziehen, geraten wir kurz vor dem Monatswechsel teilweise erheblich unter Zeitdruck: Verständlicherweise möchten 95 Prozent der Spender, dass die gespendeten Gegenstände vor Ort abgeholt werden. Allerdings ist die Organisation der Spendenabholung sehr aufwendig, weil wir die Gegenstände an unterschiedlichen Orten abholen und in die neu zu beziehende Wohnung bringen müssen. Da wir alle ehrenamtlich tätig sind, hatten wir leider nicht immer kurzfristig die Möglichkeit, rechtzeitig zur Stelle zu sein.

Wir versuchen jedoch unser Bestes ☺

Abhängig davon, wie viele geflüchtete Familien/Personen in ihre eigene Wohnungen ziehen, investieren wir mal mehr, mal weniger Zeit. Wenn viele auf einmal umziehen, verzichten wir auf unsere Freizeit und sind ständig im Einsatz.

Inzwischen unterstützen uns drei Entrümpelungsfirmen. So können wir etwas langfristiger planen. Gemeinsam mit den Geflüchteten fahren wir zur Wohnungsauflösung, bauen die benötigten Möbel ab, verladen sie im Transporter und helfen beim Aufbau in der neuen Wohnung der Flüchtlinge. Diese Art von „Umzug“ ist uns sehr lieb, weil wir die Gegenstände aus Küche, Schlaf- und Wohnzimmer etc. direkt mitnehmen können und nicht mehrere Adressen anfahren müssen, um das notwendige Mobiliar zusammen zu suchen.

Ein herzliches Dankeschön für diese produktive Zusammenarbeit sende ich auf diesem Wege an unsere liebe Melanie von „Starker Trupp“, an Sabine und Wolfgang von „W&S“ und an die Firma „Fritz“.

Es gibt Zeiten, in denen es mehr Sachspenden gibt als Umzüge. Wohin dann mit dem gespendeten Wohnungsinventar?

Bislang hatten wir keine Möglichkeit, an einem Ort zu sammeln und zu lagern. So sind uns leider viele Gegenstände abhanden gekommen. Inzwischen verfügen wir – dank einer Dortmunder Firma – über einen Lagerraum. Obwohl wir diese Räumlichkeiten nicht jederzeit frei betreten können, erleichtert es unsere Arbeit sehr. Außerhalb der Firmenarbeitszeit macht sich ein Mitarbeiter extra in seiner Freizeit auf den Weg, um uns die Lagerräume zu öffnen.

Wir versuchen, diese Störungen möglichst zu vermeiden und bedanken uns herzlich bei der Firma und den netten Mitarbeitern, die uns so engagiert bei unserer Arbeit unterstützen!

Für weitere Lagermöglichkeiten sind wir natürlich auch sehr dankbar 😉

Mein Erlebnis: Spendensammelaktion

Ende November schaute ich mir die Liste der Gegenstände an, die schnell abgeholt werden sollten. Es standen dieses Mal sehr viele Umzüge an. 12 Familien/Personen, verteilt auf das gesamte Dortmunder Stadtgebiet. Eine große Herausforderung. Glücklicherweise sind in den letzten Wochen einige sehr nette, engagierte und innovative Helfer dazu gestoßen. Sie leisten hervorragende Unterstützung und es macht Spaß in diesem Team zu arbeiten.
Inzwischen haben wir Konzepte erarbeitet, die die Team-Arbeit erheblich erleichtern, obwohl wir gerade im Bereich „Umzug“ viel mehr Helfer gebrauchen könnten. Denn je mehr wir die Arbeit teilen, desto mehr geflüchteten Menschen können wir Ehrenamtliche helfen.

Dienstag hatte ich mir vorgenommen, am kommenden Freitag so viele Spenden wie möglich abzuholen und in unser neues Lager zu bringen. Das Ende des Monats naht. Was nicht abgeholt werden kann ist für uns verloren.

Die liebe Angelika hatte Möbelspenden samt Fotos und Kontaktdaten zusammengestellt und mir zugeschickt. Es ist einfach großartig, wie fleißig und professionell sie die Sachspenden-Liste führt.

Es gab ca. 15 Ansprechpartner auf unserer Liste. Jeden habe ich kontaktiert

Hin und wieder hatte ich sie direkt am Telefon und konnte sofort Termine abstimmen. Ab und zu konnte ich nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und musste den Rückruf abwarten. Mit einigen musste ich mehrmals telefonieren, bis wir einen für beide Seiten passenden Termin vereinbaren konnten. Zwei hatte ich bis Donnerstagabend, trotz aller Bemühungen, nicht erreichen können. Daran seht ihr, wie zeitaufwendig es ist, die Planung abzustimmen und zu organisieren. Die Adressen waren von Marten bis Brackel verteilt.

Hinzu kam, dass nicht alle Spendenden zu den Zeiten zu Hause sein konnten, wie es eine sinnvolle Abhol-Route ergeben hätte. Donnerstagnachmittag hatte ich dann endlich die bestmögliche Route erarbeitet, auch wenn ich noch mehr kreuz und quer fahren musste als mir – auch in Anbetracht der Spritkosten – lieb war. Anschließend reservierte ich den Transporter für den nächsten Morgen und kontaktierte zwei der Flüchtlinge, die immer wieder ihre Hilfe angeboten hatten.

Es sind inzwischen viele Geflüchtete im Team, die uns oft bei diversen Arbeiten unterstützen

Sie wollen zurück geben, was sie selbst bekommen haben. Tolle neue Helfer und Freunde sind sie inzwischen.

Abends kam überraschend Hamun vorbei. Mein Sohn und er sind fast gleich alt. Die beiden sind zusammen aufgewachsen. Ich hatte ihn viele Jahre nicht gesehen. Hamun hatte eine Mappe mit sehr eindrucksvollen Fotos dabei, denn er studiert Fotografie. Hamun zeigte großes Interesse an unserer Flüchtlingsarbeit und wollte immer mehr über die Unterstützungsmöglichkeiten erfahren.
Ich schlug ihm vor, uns am nächsten Tag bei der Spendensammelaktion und in den nächsten Tagen bei diversen anderen Aktionen, Veranstaltungen etc. zu begleiten. Wie geplant, trafen wir uns am Freitagmorgen und fuhren zur Autovermietung. Die zwei Flüchtlinge, die uns helfen wollten, trafen wir dort ebenfalls. Nachdem der Papierkram erledigt war, legten wir los.

Ich fuhr den Transporter. Hamun fuhr mit dem PKW hinter uns her. Die ersten zwei Adressen hatten wir schneller abgearbeitet als geplant. Ich merkte, wie froh die beiden Helfer waren, endlich etwas tun zu können. Nachdem wir die Sachen bei der vierten Adresse abgeholt hatten, sagte einer von ihnen auf englisch: „Weißt du was, früher habe ich immer gedacht, dass die meisten Deutschen die Ausländer nicht mögen. Aber was ich bei diesen lieben Menschen, bei denen wir gerade waren, erlebe, widerspricht meinem Vorurteil:

Sie sind so herrlich freundlich, nett und hilfsbereit

Danke, dass du mir die Türen geöffnet hast, um das zu erleben“. Ich war sehr gerührt und spürte, wie glücklich er war. Auch Hamun hat uns super geholfen. Zwischendurch half seine Freundin ebenfalls mit. Zu fünft erledigten wir alles viel schneller als gedacht.

Als ich ihm sagte, du sollst nicht so viel arbeiten, du wolltest doch nur die Aktion beobachten und eventuell Fotos machen“, antwortete er mir: „Ich kann nicht einfach zuschauen, während ihr so fleißig arbeitet und ich stehe dabei nur rum und mache Fotos“. So kam seine Kamera nur wenig zum Einsatz.

Nach der sechsten Abhol-Adresse war der Transporter voll. Es passte absolut nichts mehr rein. Wir mussten zum Lager. Ich hatte den Mitarbeiter der Firma telefonisch darüber informiert, dass wir nun zum Lager fahren werden. Er half uns sogar, den Transporter abzuladen, beim Sortieren, Auflisten und Durchnummerieren der Spenden.

Es war eine sehr schöne und harmonische Arbeit Hand in Hand

Inzwischen war es fast 15:30 Uhr und wir hatten noch sieben Abhol-Adressen vor uns. Sieben Adressen, die sich teilweise im Osten als auch im Westen der Stadt befanden. Wegen vieler Staus konnten wir unseren Zeitplan nicht mehr einhalten. Gegen 20 Uhr erreichten wir endlich die vorletzte Anschrift. Der Transporter war jedoch schon wieder ziemlich voll. So konnten wir nur noch einen Teil der Spenden einladen und mussten der siebten Adresse leider absagen.

Als wir gegen 20.30 Uhr das Möbellager erreichten, erwartete uns der Mitarbeiter bereits wieder zum Öffnen der Türen. Wir luden alles aus. Inzwischen war es fast 21:30 Uhr und wir alle sehr müde. Sortieren und Nummerieren verschoben wir auf die kommende Woche. Einer der Helfer sagte: „Auch wenn ich jetzt sehr müde bin, fühle ich mich prächtig. Heute habe ich meine Zeit nicht vergeudet, so wie an vielen anderen Tagen – Tagen, an denen ich nicht viel machen darf, keine Arbeit und keine Verantwortung habe. Heute habe ich was Sinnvolles gemacht“. Er bedankte sich dafür und ich konnte ihn sehr gut verstehen.
Nachdem ich den Transporter voll getankt zur Autovermietung zurück brachte, erreichte ich gegen 22 Uhr glücklich erschöpft mein Zuhause. Sehr dankbar für die vielen schönen Erlebnisse an diesem Tag.

Nahid, 30.11.2015

Auszugshilfe

Erster Einsatz beim Umzug in eine Wohnung

geschrieben von Hauke

Vor gut zwei Monaten nahm ich mit Freunden erstmals am Stammtisch vom Projekt Ankommen teil: Viele Informationen, viele unterschiedliche Aufgabengebiete, aber vor allem viele hilfsbereite Menschen.

Wir boten unsere Mithilfe in der Umzugsgruppe an. Was das im Detail bedeuten würde war uns anfangs nicht bewusst – „Das wird sich schon zeigen“. Und tatsächlich bekamen mein Freund Marian und ich circa drei Wochen später die Möglichkeit, aktiv zu helfen. Gemeinsam mit Meike und Chris, die wir noch gar nicht kannten, bildeten wir fortan eine Vierergruppe. Dem gemeinsamen Treffen bei Alena, die uns noch einmal alle relevanten Informationen lieferte, folgte ein Besuch der Unterkunft in der Adlerstraße: In einer ausgesprochen lockeren Atmosphäre lernten wir A. und R. kennen.

Die Sorge über Probleme bei der Kommunikation erwies sich als unbegründet

Die beiden waren sogar schon im Besitz des Schlüssels für die gemeinsame WG. Für einen ersten Überblick verabredeten wir einen gemeinsamen Besuch der Wohnung am nächsten Tag.

Wir mussten leider feststellen, dass die Wohnung in der Nähe des Borsigplatzes in keinem guten Zustand war. Neben verträglichen Mängeln, wie veralteten Lichtschaltern oder abgenutzten Bodenbelägen, fiel besonders das Bad durch einen katastrophalen Zustand auf: Ein kaputter Spülkasten, keine Armaturen, Stromkabel, die ungeschützt aus der Decke hingen. Hinzu kam noch eine völlig unverputzte Wand in der Küche. A. und R. schien allerdings nicht bewusst zu sein, dass diese Mängel nicht unbedingt üblich sind. Im Gegenteil, sie beschäftigten sich bereits mit deren Beseitigung.

Wir beschlossen, den Vermieter zu kontaktieren, der uns zusicherte, die Wohnung mit uns anzuschauen.

Wir waren sehr überrascht, was die beiden zukünftigen WG-Bewohner selbst organisiert hatten:

Fast alle Räume schon fertig gestrichen, das Material zum Verputzen der Wand, sowie zum Aufbereiten des Badezimmers bereits gekauft. Außerdem hatten sie erfolgreich die Anmeldung der Strom- und Gasversorgung und die GEZ-Befreiung erledigt. Nur Möbel fehlten, aber dafür waren wir schließlich da.

Oberstes Ziel war es, die beiden bei der Wohnungseinrichtung vollständig einzubinden. Die Einrichtung der ersten Wohnung ist etwas Besonderes, das man nicht unbedingt komplett aus der Hand geben möchte. Meike übernahm dabei die Kommunikation – jedes angebotene Möbelstück sollte zunächst bewilligt werden.

Wir versuchten, möglichst wenig Geld auszugeben. Je mehr am Ende übrig bleibt, desto besser für die zukünftige Wohngemeinschaft.

Als besonders nützlich sollte sich das kostenfreie Computerprogramm OneNote erweisen. Dadurch war es möglich, die gemeinsam erstellte ToDo-Liste in einem für alle zugänglichen Dokument zu bearbeiten.

Die Möbelsuche gestaltete sich einfacher als angenommen

Bei der Organisation der teuren Anschaffungen, wie Kühlschrank, Herd und Waschmaschine, zeigte sich die Hilfsbereitschaft unserer privaten Kontakte.

Meike und Chris beschäftigten sich intensiv mit der Suche in den Ebay-Kleinanzeigen. Innerhalb einer Woche hatten wir alle zum Leben notwendigen Möbel organisiert. Nun mussten die Dinge „nur noch“ von A nach B transportiert werden.

An einem Samstag, zwei Wochen nach dem ersten Besuch der Wohnung, absolvierten wir den Umzug. Wir vier, unterstützt durch weitere Freunde, lieferten die Möbel an. A. und R hatten zusätzliche Hilfe organisiert und stellten die Möbel an ihren zukünftigen Platz.

Der gesamte Umzug ließ sich in sechs Stunden über die Bühne bringen

Besonders erwähnenswert ist die gute Qualität der Möbelstücke, die wir kostenlos bekommen haben. Sogar den Transport konnten wir durch privates Engagement gratis abwickeln. Am meisten beeindruckt hat uns die Veränderung der Wohnung. Die beiden zeigten sich handwerklich sehr begabt: Die Wand hatten sie verputzt, das Bad in einen nutzungsfähigen Zustand gebracht.

In den Wochen nach dem Umzug gelang es uns immer wieder, kleinere und größere Anschaffungen für die zwei zu organisieren. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Wohnung annähernd komplett eingerichtet.

Besonders positiv: Der Vermieter übernimmt den angefallenen Materialaufwand

Die Zusammenarbeit innerhalb unserer Gruppe hat sich als sehr effizient erwiesen. Den Umzug konnten wir durch eine gute Aufteilung der Organisation und Umsetzung ohne Probleme neben unserem Beruf durchführen. Auch wenn sich an der einen oder anderen Stelle die Abläufe noch optimieren lassen hat sich für mich „der Sprung ins kalte Wassser“ als genau richtig erwiesen.

Es hat Spaß gemacht zu helfen. Und das Wichtigste, A. und R. sind mit ihrer neuen Wohnung zufrieden.

Ein erster Einblick

Meike berichtet:

2. Mai
Heute haben Alena und ich eine Liste von Familien bekommen, die bald ausziehen. Es sind einige und wir suchen uns eine aus – ich kenne nicht einmal irgendwen davon, aber Alena gibt in der Unterkunft Deutschkurse und kennt einige. Für mich war es nur wichtig, dass ich sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, da ich kein Auto habe. Wir haben uns für Familie Af. entschieden – eine Mutter mit sechs Kindern zwischen 3 und 16 Jahren. Direkt mal eine Mammutaufgabe. Aber alle sprechen Englisch und teilweise ein bisschen Deutsch. Das soll schon werden.

3. Mai
Alena und ich waren in der Unterkunft und haben mit der Mutter der Familie gesprochen, uns vorgestellt und sind mit ihr die ersten Dinge durchgegangen. Wir haben ihr gesagt, dass wir ihr beim Auszug helfen und sie schien froh darüber zu sein. Jetzt muss ich mir nur noch die Namen der sechs Kinder merken.

4. Mai
Ich habe bei der Vermieterin angerufen und mich vorgestellt. Sie schien erleichtert, einen deutschsprachigen Ansprechpartner zu haben und meinte, die Wohnung werde im Moment noch renoviert, sei aber bald bezugsfertig. Wir haben bei eBay Kleinanzeigen schon eine sehr günstige Waschmaschine gefunden und dürfen sie am Freitag vorbeibringen. Der Anfang ist gemacht.

8. Mai
Die Waschmaschine ist da. Ein erster Schritt zur eingerichteten Wohnung. Außerdem war der Besitzer der Wohnung sehr nett und neugierig. Das gibt uns ein gutes Gefühl.

17. Mai
Heute war der erste große Tag.
In den letzten zwei Wochen waren Alena und ich mehrere Male in der Unterkunft und haben mit der Mutter darüber geredet, was wir bis dato geplant haben und welche Fortschritte wir machen. Zum Glück müssen wir nicht für jedes Möbelstück in die Unterkunft, denn der älteste Sohn hat ein Smartphone und wir können ihm Fotos per Whatsapp schicken, die er dann seiner Mutter zeigt. So bekommen wir schnelle Rückmeldungen dazu, ob ihr die Möbel gefallen. Wir möchten, dass die Mutter so viel wie möglich vorab sieht und abnickt, damit sie sich hinterher in ihrer Wohnung wohlfühlen kann.
Wir haben die Sachen entweder sehr günstig bei eBay gefunden und mit den Anbietern den Sonntag als Abholtermin vereinbart, oder wir haben sie in der Sachspendenliste gefunden, die von Angelika Feß betreut wird. Angelika hat den ultimativen Überblick über alle Spenden, die von irgendwem angeboten wurden. Sie ist eine riesige Hilfe. Wenn man ihr sagt, man braucht ein Bett oder einen Schrank, vermittelt sie Fotos und den Kontakt. Wir haben dann immer dem ältesten Sohn Fotos geschickt und wenn es gut war, haben wir Kontakt aufgenommen zum Spender und mit ihm den Termin abgesprochen. Zum Glück hatten die meisten an diesem Sonntag Zeit.
Heute also haben wir einen Transporter gemietet und ein paar starke Männer aus der Unterkunft mitgenommen, um alle Sachen einzusammeln. Diese Hilfsbereitschaft und das Teamwork sind großartig. Auch die Familie selbst war in der Wohnung und hatte schon einmal angefangen zu putzen. Am Ende hatte jedes Kind einen Putzlappen in der Hand.

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18. Mai

Ein kleiner Durchhänger. Ja, es war anstrengend gestern. Obwohl ich nicht einmal selbst viel geschleppt oder aufgebaut habe (denn das kann ich leider nicht), bin ich müde von der Fahrerei und dem Gewusel um mich herum. Wir hatten unsere Jungs und die haben unermüdlich abgebaut, getragen und aufgebaut. Fazit des gestrigen Tages: In der 110 Quadratmeter großen 4-Zimmer-Wohnung stehen fünf von sieben Betten komplett, die restlichen teilweise (aber das kriegen wir auch noch hin). Das Wohnzimmer hat eine Sofagarnitur mit Tisch, Fernseher und Fernsehschrank plus Regal. Das Schlafzimmer der Mutter und der Kleinsten ist eingerichtet.

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Ich bin heute müde, aber sehr glücklich müde, weil wir gestern durch die Zusammenarbeit von Bewohnern der Unterkunft, der Familie und Ehrenamtlichen unglaublich viel geschafft haben. Sogar für eine zweite Familie haben wir am Ende noch eine Wohnungsauflösung genutzt und konnten so auch diese Familie fast vollständig ausstatten. Nun fehlen Teppiche, Gardinen und: die Küche. Dafür brauchen wir dann doch erst einmal Geld vom Amt. Und darauf warten wir jetzt.

Zwischenfazit: Als ich die Betreuung der Familie übernommen habe, wusste ich nicht, was genau auf mich zukommt, aber ich dachte, zusammen mit Alena schaffe ich das schon. Nun sind die ersten zwei Wochen nach der Entscheidung vergangen und auch, wenn ich in manchen Momenten denke, das ist schon viel Arbeit neben einem Vollzeit-Job mit Pendeln, freue ich mich, dass ich es mache und bin gespannt auf die Sachen, die noch kommen, bis jeder Mensch in dieser Familie das Gefühl hat, zuhause zu sein.

Tex und Fotos: Meike Hermwapelhorst

Alena berichtet:

18. Mai
„Jetzt aber schnell…
Am Wochenende haben wir (mit großer Unterstützung) schon viel geschafft. Nun hat uns die Mutter der Familie mitgeteilt, dass sie in Ihre Wohnung ziehen muss. Damit haben wir nicht gerechnet. Jetzt wird es dringlich zumindest eine Matratze für jeden und eine Küche zu organisieren, damit die Kinder versorgt werden können. Aber spontan, das können wir ja. Meike hat mit der Mutter Kleinanzeigen durchstöbert und geschaut, welche Küchen finanzierbar sind und auch ein bisschen gefallen. Und es wurde direkt ein Schnäppchen aufgetan. Sofort abholbereit. Sofort!? Das ist vielleicht doch zu spontan. Die Küche können wir Samstag abbauen und holen. Schnell wurden ein Transporter und Helfer organisiert. Da uns aber sicher der Freitagabend im Rekorder in den Knochen stecken wird, verschieben wir den Aufbau auf Sonntag. Auch da konnten wir schon geschickte Helfer mobilisieren, die anpacken werden.
Fehlt noch eine 1,40-m-Matratze. Dank Meikes geschultem Auge konnte sie eine im Internet finden. Ein Rabatt wurde ausgehandelt und die Matratze nach Hause geschleppt. Freitag wird noch kurz „geshoppt“ und die wichtigsten Utensilien, wie Bettdecken etc. gekauft.
Wir hatten gehofft die Wohnung etwas…na ja wohnlicher gestalten zu können, bis alle einziehen. Aber wenn bis Sonntag die wichtigsten Gegenstände da sind, muss das wohl erst mal reichen und die Wohnung kann bezogen werden.  Wir sind bisher sehr froh, dass alles so gut geklappt hat. Natürlich nur mit den ganzen fleißigen Helfern!!!! Aber irgendwie freuen wir uns auch, wenn der große Stress erst mal vorbei ist und wir von der Mutter der Familie als Dankeschön lecker bekocht werden.“
Text: Alena Mörtl