Ein Tag mit dem Umzugs-Team

Einblicke in die „Wohnung- und Umzugs-Hilfe“

(geschrieben von Nahid)

Die meisten Flüchtlinge dürfen bzw. können die kommunale Einrichtung, in der sie untergebracht sind, auf eigenen Wunsch verlassen und in eine Wohnung ziehen. Dabei gibt es zwei Arten von Wohnungen zur Auswahl:

• Entweder finden die Geflüchteten selbst oder mit Hilfe von anderen Helfern eine Wohnung und schließen nach der Zustimmung des Sozialamts einen Mietvertrag ab. In diesem Fall bekommt eine Person finanzielle Unterstützung in Höhe von einmalig 1260 Euro. Bei zwei Personen sind es etwas über 1500 Euro usw. Mit diesem Geld muss die komplette Wohnung von ihnen selbst mit Möbeln, Elektrogeräten und Gegenständen für Küche, Schlafplätze und Wohnraum eingerichtet werden.
• Oder aber sie ziehen in eine Belegwohnung und erhalten keine weitere finanzielle Unterstützung. Die Belegwohnung wird vom Sozialamt angemietet und möbliert. Zu diesen Möbelgegenständen gehören pro Person: ein Feldbett, ein Spind (schmaler Schrank), ein Stuhl. Dazu kommen pro Wohnung ein Tisch, Geschirr, eine Spüle, ein Herd, ein Kühlschrank und eine Waschmaschine.

„Projekt Ankommen e.V.“ hilft in beiden oben genannten Fällen

Wir
• verwalten die an uns herangetragenen Sachspenden
• ermitteln den Bedarf der betreffenden Person/Familie vor dem Umzug in eine Wohnung
• organisieren Abholtermine, sowie den Transport der gespendeten Gegenstände. Wir holen diese gemeinsam mit den Geflüchteten vor Ort ab
• fahren mit den Geflüchteten in Sozialkaufhäuser o. ä. und helfen ihnen beim Kauf von fehlenden Möbeln/Elektrogeräten
• unterstützen bei der Montage des Mobiliars, z.B. bei Küchenaufbau, Elektroanschluss etc.
• danach folgen weitere Hilfestellungen, wie Begleiten bei Behördengängen, Vermittlung von Patenschaften, Deutschkurse, Veranstaltungen etc.

Unsere inzwischen etablierte Sachspenden-Organisation stellt eine WIN-WIN Situation dar:

Einerseits kommen diese Spenden den Geflüchteten zu gute. Anderseits werden die Spender entlastet, weil sie keine weitere Arbeit und/oder Entrümplungskosten haben.

Außerdem stellt es eine nachhaltige Nutzung der Gegenstände dar, sowie ein Beitrag für den Umweltschutz, denn sie landen nicht auf der Müllkippe.

Da die Spender von Haushaltsgegenständen meistens zum Ende eines Monats umziehen, geraten wir kurz vor dem Monatswechsel teilweise erheblich unter Zeitdruck: Verständlicherweise möchten 95 Prozent der Spender, dass die gespendeten Gegenstände vor Ort abgeholt werden. Allerdings ist die Organisation der Spendenabholung sehr aufwendig, weil wir die Gegenstände an unterschiedlichen Orten abholen und in die neu zu beziehende Wohnung bringen müssen. Da wir alle ehrenamtlich tätig sind, hatten wir leider nicht immer kurzfristig die Möglichkeit, rechtzeitig zur Stelle zu sein.

Wir versuchen jedoch unser Bestes ☺

Abhängig davon, wie viele geflüchtete Familien/Personen in ihre eigene Wohnungen ziehen, investieren wir mal mehr, mal weniger Zeit. Wenn viele auf einmal umziehen, verzichten wir auf unsere Freizeit und sind ständig im Einsatz.

Inzwischen unterstützen uns drei Entrümpelungsfirmen. So können wir etwas langfristiger planen. Gemeinsam mit den Geflüchteten fahren wir zur Wohnungsauflösung, bauen die benötigten Möbel ab, verladen sie im Transporter und helfen beim Aufbau in der neuen Wohnung der Flüchtlinge. Diese Art von „Umzug“ ist uns sehr lieb, weil wir die Gegenstände aus Küche, Schlaf- und Wohnzimmer etc. direkt mitnehmen können und nicht mehrere Adressen anfahren müssen, um das notwendige Mobiliar zusammen zu suchen.

Ein herzliches Dankeschön für diese produktive Zusammenarbeit sende ich auf diesem Wege an unsere liebe Melanie von „Starker Trupp“, an Sabine und Wolfgang von „W&S“ und an die Firma „Fritz“.

Es gibt Zeiten, in denen es mehr Sachspenden gibt als Umzüge. Wohin dann mit dem gespendeten Wohnungsinventar?

Bislang hatten wir keine Möglichkeit, an einem Ort zu sammeln und zu lagern. So sind uns leider viele Gegenstände abhanden gekommen. Inzwischen verfügen wir – dank einer Dortmunder Firma – über einen Lagerraum. Obwohl wir diese Räumlichkeiten nicht jederzeit frei betreten können, erleichtert es unsere Arbeit sehr. Außerhalb der Firmenarbeitszeit macht sich ein Mitarbeiter extra in seiner Freizeit auf den Weg, um uns die Lagerräume zu öffnen.

Wir versuchen, diese Störungen möglichst zu vermeiden und bedanken uns herzlich bei der Firma und den netten Mitarbeitern, die uns so engagiert bei unserer Arbeit unterstützen!

Für weitere Lagermöglichkeiten sind wir natürlich auch sehr dankbar 😉

Mein Erlebnis: Spendensammelaktion

Ende November schaute ich mir die Liste der Gegenstände an, die schnell abgeholt werden sollten. Es standen dieses Mal sehr viele Umzüge an. 12 Familien/Personen, verteilt auf das gesamte Dortmunder Stadtgebiet. Eine große Herausforderung. Glücklicherweise sind in den letzten Wochen einige sehr nette, engagierte und innovative Helfer dazu gestoßen. Sie leisten hervorragende Unterstützung und es macht Spaß in diesem Team zu arbeiten.
Inzwischen haben wir Konzepte erarbeitet, die die Team-Arbeit erheblich erleichtern, obwohl wir gerade im Bereich „Umzug“ viel mehr Helfer gebrauchen könnten. Denn je mehr wir die Arbeit teilen, desto mehr geflüchteten Menschen können wir Ehrenamtliche helfen.

Dienstag hatte ich mir vorgenommen, am kommenden Freitag so viele Spenden wie möglich abzuholen und in unser neues Lager zu bringen. Das Ende des Monats naht. Was nicht abgeholt werden kann ist für uns verloren.

Die liebe Angelika hatte Möbelspenden samt Fotos und Kontaktdaten zusammengestellt und mir zugeschickt. Es ist einfach großartig, wie fleißig und professionell sie die Sachspenden-Liste führt.

Es gab ca. 15 Ansprechpartner auf unserer Liste. Jeden habe ich kontaktiert

Hin und wieder hatte ich sie direkt am Telefon und konnte sofort Termine abstimmen. Ab und zu konnte ich nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und musste den Rückruf abwarten. Mit einigen musste ich mehrmals telefonieren, bis wir einen für beide Seiten passenden Termin vereinbaren konnten. Zwei hatte ich bis Donnerstagabend, trotz aller Bemühungen, nicht erreichen können. Daran seht ihr, wie zeitaufwendig es ist, die Planung abzustimmen und zu organisieren. Die Adressen waren von Marten bis Brackel verteilt.

Hinzu kam, dass nicht alle Spendenden zu den Zeiten zu Hause sein konnten, wie es eine sinnvolle Abhol-Route ergeben hätte. Donnerstagnachmittag hatte ich dann endlich die bestmögliche Route erarbeitet, auch wenn ich noch mehr kreuz und quer fahren musste als mir – auch in Anbetracht der Spritkosten – lieb war. Anschließend reservierte ich den Transporter für den nächsten Morgen und kontaktierte zwei der Flüchtlinge, die immer wieder ihre Hilfe angeboten hatten.

Es sind inzwischen viele Geflüchtete im Team, die uns oft bei diversen Arbeiten unterstützen

Sie wollen zurück geben, was sie selbst bekommen haben. Tolle neue Helfer und Freunde sind sie inzwischen.

Abends kam überraschend Hamun vorbei. Mein Sohn und er sind fast gleich alt. Die beiden sind zusammen aufgewachsen. Ich hatte ihn viele Jahre nicht gesehen. Hamun hatte eine Mappe mit sehr eindrucksvollen Fotos dabei, denn er studiert Fotografie. Hamun zeigte großes Interesse an unserer Flüchtlingsarbeit und wollte immer mehr über die Unterstützungsmöglichkeiten erfahren.
Ich schlug ihm vor, uns am nächsten Tag bei der Spendensammelaktion und in den nächsten Tagen bei diversen anderen Aktionen, Veranstaltungen etc. zu begleiten. Wie geplant, trafen wir uns am Freitagmorgen und fuhren zur Autovermietung. Die zwei Flüchtlinge, die uns helfen wollten, trafen wir dort ebenfalls. Nachdem der Papierkram erledigt war, legten wir los.

Ich fuhr den Transporter. Hamun fuhr mit dem PKW hinter uns her. Die ersten zwei Adressen hatten wir schneller abgearbeitet als geplant. Ich merkte, wie froh die beiden Helfer waren, endlich etwas tun zu können. Nachdem wir die Sachen bei der vierten Adresse abgeholt hatten, sagte einer von ihnen auf englisch: „Weißt du was, früher habe ich immer gedacht, dass die meisten Deutschen die Ausländer nicht mögen. Aber was ich bei diesen lieben Menschen, bei denen wir gerade waren, erlebe, widerspricht meinem Vorurteil:

Sie sind so herrlich freundlich, nett und hilfsbereit

Danke, dass du mir die Türen geöffnet hast, um das zu erleben“. Ich war sehr gerührt und spürte, wie glücklich er war. Auch Hamun hat uns super geholfen. Zwischendurch half seine Freundin ebenfalls mit. Zu fünft erledigten wir alles viel schneller als gedacht.

Als ich ihm sagte, du sollst nicht so viel arbeiten, du wolltest doch nur die Aktion beobachten und eventuell Fotos machen“, antwortete er mir: „Ich kann nicht einfach zuschauen, während ihr so fleißig arbeitet und ich stehe dabei nur rum und mache Fotos“. So kam seine Kamera nur wenig zum Einsatz.

Nach der sechsten Abhol-Adresse war der Transporter voll. Es passte absolut nichts mehr rein. Wir mussten zum Lager. Ich hatte den Mitarbeiter der Firma telefonisch darüber informiert, dass wir nun zum Lager fahren werden. Er half uns sogar, den Transporter abzuladen, beim Sortieren, Auflisten und Durchnummerieren der Spenden.

Es war eine sehr schöne und harmonische Arbeit Hand in Hand

Inzwischen war es fast 15:30 Uhr und wir hatten noch sieben Abhol-Adressen vor uns. Sieben Adressen, die sich teilweise im Osten als auch im Westen der Stadt befanden. Wegen vieler Staus konnten wir unseren Zeitplan nicht mehr einhalten. Gegen 20 Uhr erreichten wir endlich die vorletzte Anschrift. Der Transporter war jedoch schon wieder ziemlich voll. So konnten wir nur noch einen Teil der Spenden einladen und mussten der siebten Adresse leider absagen.

Als wir gegen 20.30 Uhr das Möbellager erreichten, erwartete uns der Mitarbeiter bereits wieder zum Öffnen der Türen. Wir luden alles aus. Inzwischen war es fast 21:30 Uhr und wir alle sehr müde. Sortieren und Nummerieren verschoben wir auf die kommende Woche. Einer der Helfer sagte: „Auch wenn ich jetzt sehr müde bin, fühle ich mich prächtig. Heute habe ich meine Zeit nicht vergeudet, so wie an vielen anderen Tagen – Tagen, an denen ich nicht viel machen darf, keine Arbeit und keine Verantwortung habe. Heute habe ich was Sinnvolles gemacht“. Er bedankte sich dafür und ich konnte ihn sehr gut verstehen.
Nachdem ich den Transporter voll getankt zur Autovermietung zurück brachte, erreichte ich gegen 22 Uhr glücklich erschöpft mein Zuhause. Sehr dankbar für die vielen schönen Erlebnisse an diesem Tag.

Nahid, 30.11.2015

Eine ganz schön volle Woche

Alena berichtet:
„Eine ganz schön volle Woche…
Der Deutschkurs vom Projekt Ankommen hat begonnen. Alle sind in freudiger Erwartung, wie unser Angebot angenommen wird.
Die uns sehr ans Herz gewachsene Mutter aus Ghana, die Meike und ich bei ihrem Auszug unterstützt haben, vermisst und wünscht sich einen Besuch. Das kriegen wir sicher hin!!
Heute habe ich zwei junge Männer zum Sozialamt begleitet. Die beiden leben schon seit November in einer der Unterkünfte in Dortmund. Sie sehen andere Menschen kommen und gehen und wünschen sich nun auch endlich eine eigene Wohnung. Die Wohnungsbesichtigung gestern war sehr vielversprechend und der Vermieter offen, da er schon mehrere Wohnungen an geflüchtete Menschen vermietet hat (unter anderem unsere Mama aus Ghana). Nun muss alles schnell organisiert werden, da die Wohnung sonst an andere Interessenten vergeben wird.
H., M. und ich stiefelten durch die halbe Stadt um alle notwendigen Unterlagen vom Sozialamt zu organisieren. H. ist dort schon bekannt wie ein bunter Hund. Da er im Rollstuhl sitzt, hat er natürlich einen hohen Wiedererkennungswert, aber auch durch seine freundliche Art und sein mittlerweile sehr gutes Deutsch fällt er positiv auf. Wir mussten nicht lange warten. Beide können in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Dies hatten sie sich gewünscht und würde für H. in Sachen Haushalt usw. eine große Erleichterung bedeuten. Auch sämtliche Fragen, die uns (oder vielleicht auch nur mir) auf der Seele brannten, konnten wir loswerden.
Nun muss fix der Mietvertrag unterschrieben werden und dann können wir damit starten die Möbel zu organisieren.
Also auf ein Neues und frohes Schaffen…“
Text: Alena Mörtl

Happy End – und eine Bitte…

Meike berichtet:

24.05.

„Letzte Nacht habe ich 9 Stunden geschlafen. Heute morgen wachte ich auf und hatte das Gefühl, wir werden heute fertig. Alles wird gut. Um halb zwölf holte Alena mich ab, im Auto ihr Freund und unsere Freunde aus Syrien und Marokko, handwerklich begabt und hochmotiviert. Und los ging’s nach Hörde. 
Nun ist es Abend. Die Küche steht und funktioniert, jedes Zimmer sieht aus wie ein Zimmer, im Bad hängen Spiegel, fast überall sind Vorhänge. Wir haben um halb sechs unsere Sachen zusammengepackt und hatten Feierabend.

   
 

Ohne jetzt kitschig sein zu wollen… unsere Jungs aus Syrien und Marokko haben uns in der letzten Zeit mehr als den Ar… gerettet. Wir brauchen jemanden, der eine Küche aufbaut – sie sind da. Bis alles hängt, nichts mehr wackelt oder schief steht, unermüdlich und teilweise mit Kopfschmerzen. 

   

 

Heute vor drei Wochen saßen wir bei Frau Af. und sagten ihr, dass wir sie und ihre sechs Kinder unterstützen möchten auf ihrem Weg. Heute verließen wir unsere Muddi mit sieben bezogenen Betten in einer voll eingerichteten Wohnung. Ich bin froh, dass morgen ein Tag Pause ist, aber das Gefühl ist unbeschreiblich gut. Die Familie schläft in ihrer eigenen Wohnung. Und Dienstag geht’s mit Auto in den Supermarkt.

Bei aller Freude geht mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Drei Wochen Arbeit neben der Arbeit, um dieser Familie zu helfen. Lange und noch längere Tage mit Möbeltransporten und Spendensammeln. Und nun ist eine Familie versorgt. Was ist mit den ganzen anderen? Es fühlt sich für mich an wie ein Kampf gegen Windmühlen und ich hoffe einfach, dass viele Menschen das hier lesen und merken, wie wichtig, gut und erfüllend es ist, Auszugshilfe zu leisten. Wir brauchen mehr Leute!“

Text und Fotos: Meike Hermwapelhorst

„Dinge gehen schief, so ist es nunmal“

Meike berichtet:


23.05. 


„Die letzten Tage liefen konturlos ineinander. Freitag morgen nach einer kurzen Nacht die Sache mit der Arbeit für diese Woche abgehakt… konzentriert, aber flott, denn es gab soviel zu tun. Um 17 Uhr war Wohnungsübergabe. Als ich kam, war Alena mit der Mutter und zwei Kindern schon in der Wohnung nach einem großen Shoppingtrip für Gardinen & Co. Die Übergabe lief gut, dauerte auch nicht lange. Ein paar Fragen waren noch offen, dann war das auch erledigt. Mittlerweile kam Frau F. und brachte das vorletzte Bett mit Matratze. Und Feierabend. Erkenntnis: Lattenroste von 90×200 cm Größe können durchaus auch mal 100 (machbar) oder 80 (durchgefallen) groß sein. 

Freitag Abend war Soliparty im Rekorder. Vorher hab ich noch eine Stunde geschlafen, das hat gefühlt drei Stunden rausgeholt, aber um zwei Uhr war die Energie aufgebraucht. Trotzdem herrliche Stimmung und tanzende Menschen – egal, woher.
Kurz geschlafen, dann heute morgen Küche abholen. Wir kommen zum bisher schwierigsten Tag der ganzen Nummer. Um halb zehn trafen wir uns bei Alena mit ihrem Freund und einem gemeinsamen Freund und fuhren nach Witten zu der Küche, die wir bei eBay gefunden hatten. Sowas dreckiges würde ich im Leben nicht abgeben. Nichtmal umsonst. Als die pottdreckige Küche abgebaut war und um 11 Uhr der Transporter kommen sollte, standen wir unten und warteten. Bloß der Transporter kam nicht. Ein paar deutliche Telefonate später war klar: Da war etwas schief gelaufen. Aber hallo. Unser Glück: Der Transporter vom Adler-Kiosk war gerade frei und so saßen wir noch eine Dreiviertelstunde in Witten, bevor es weitergehen konnte. Zeitplan im Eimer, Stimmung so mittel – aber die Sonne schien.

In Dortmund haben wir die Küche nur in die Wohnung gestellt, die muss erstmal geputzt werden, bevor man sie wieder zusammenschraubt. Anschließend war Alena bei einem anderen Treffen für den Verein und ich sammelte noch Spenden mit ihrem Auto ein. Unter anderem das letzte Bett. 

   

 

Und das macht den Tag wieder erträglich: Morgen will unsere Familie einziehen und heute haben wir das siebte Bett geholt. Und Muddi hatte schon die Küche geschrubbt. Bäm!

Danach ging’s noch zum Baumarkt und dann ab zur Infoveranstaltung vom Verein im Rekorder. Auch hier: Reges Interesse, alles super. Jetzt Feierabend.

Fazit: Dinge gehen schief, so ist es nunmal. Aber man hat meistens doch noch Glück. Trotzdem achte ich bei der nächsten Küche darauf, wie alt sie ist.“


Text und Fotos: Meike Hermwapelhorst


„Ich bin Hulk“

Meike berichtet:

„20. Mai

Heute habe ich vor der Arbeit schon mit dem Vermieter telefoniert und wichtige Dinge geklärt. Strom und Co. meldet er an, darum müssen wir uns nicht kümmern. Das ist doch schon was. Eigentlich brauchen wir nur Telefon und Internet. Das kriegen wir hin.
Danach ging es weiter mit dem Transporter. Wir haben einen Kontakt über die Facebook-Gruppe bekommen, den ich anrief. Auch hier ein Erfolg – wir müssen zwar Samstag früher starten als geplant, aber da müssen wir trotz Party am Freitag jetzt durch. Der Besitzer der Küche weiß auch Bescheid und hat Zeit. Wir puzzlen, aber wir puzzlen gut.

Dann fällt auf: In der kompletten Sachspendenliste gibt’s keine 140-cm-Matratze. Also eBay. Da gibt’s eine, die infrage kommt. Der übliche Weg: Dem ältesten Sohn Foto und Preis nennen, er fragt seine Mutter, sie ist einverstanden, Matratze klarmachen. Heute ist kein Auto in Sicht, aber die kurze Verzweiflung endet, als ich sehe, dass die Matratze zwei Straßen neben meiner lagert. Das schaff ich. Ich bin Hulk.

Zwischen Feierabend und Sport ruft Frau F. mich an – sie hat den vorletzten fehlenden Bettrahmen und kann ihn bringen – und sie sammelt auf dem Weg direkt noch eine Matratze ein und bringt sie mit. Läuft.
Ich war dann noch kurz beim Sport und habe eine erstaunlich schwere Matratze abgeholt und 200 Meter nach Hause gewuchtet. Steht im Keller. Wie ich sie die Treppe wieder hochbekommen soll, ist mir ein Rätsel. Aber nachdem die Verkäuferin sogar noch bis zur Ecke mitgeschleppt hat, finde ich Samstag auch einen Nachbarn, der nicht schnell genug nein sagt.

Alena hat trotz Krankheit mitorganisiert und angefangen eine Einkaufsliste und eine Liste für Kleinkram zu schreiben, der noch gebraucht wird.

Fazit des Tages: Ich bin doch nicht Hulk. Brauchen wir noch einen Wasserkocher?“

Text und Foto: Meike Hermwapelhorst

Kein Geld, keine Küche, kein Plan?

Meike berichtet:

19. Mai 2015

„Heute morgen hingen wir noch in der Warteschleife. Kein Geld, keine Küche, kein Plan. Dann ging plötzlich die Post ab. Erst schrieb der Sohn mir bei Whatsapp, dass die Betreiber der Unterkunft seiner Mutter gesagt hätten, sie müsse nun langsam mal ausziehen, weil ihr Mietvertrag vor vier Tagen angefangen habe. Da haben wir schon angefangen zu rotieren – wie soll das gehen, sieben Leute ohne Küche? Dann schrieb der Sohn kurz darauf, es sei nun Geld auf dem Konto. Und los ging’s. Küchen bei eBay suchen, weitere Pläne aufschreiben – Strom? Telefon und Internet? Ach ja: Erstmal Wohnungsübergabe… und so weiter. Heute war es etwas drubbelig. Nach der Arbeit trafen Alena und ich uns in der Unterkunft und schauten mit der Mutter nach Küchen bei eBay Kleinanzeigen. Eine soll wohl nun klappen. Wir versuchen morgen einen Transporter zu bekommen und dann sehen wir weiter. Fazit des Tages: Ich liege mit surrendem Kopf im Bett, aber ich denke, alles wird gut. Wir haben einen Kontakt für einen Transporter, Aussicht auf eine Küche und vor allem – so schlimm es auch klingt – vor allem haben wir Geld.“

Text: Meike Hermwapelhorst