Alena berichtet…
Teil 2
„Tag 2 der Suche nach M.s Bruder.
Wir haben uns für 13:00 Uhr verabredet. M. hat für ihren Bruder eine Tüte mit Kleidung dabei. Wir machen uns auf den Weg nach Wickede an der Ruhr. Die Autobahn ist mal wieder überfüllt und der Weg zieht sich unnötig.
Als wir den Berg Richtung Unterkunft hoch fahren, kommen uns viele Menschen entgegen, die man augenscheinlich der Unterkunft zuordnen kann. Die Leute nehmen einen langen Fußweg bergauf und bergab auf sich um in das „Zentrum“ der Stadt zu gelangen.
Wir gehen an die Pforte und äußern unser Anliegen. M. schreibt den Namen ihres Bruders auf. Der Pförtner schaut im PC. Er teilt uns mit, dass unter diesem Namen kein Bewohner registriert sei… Das Herz rutscht uns ein zweites Mal in die Hose. M. ruft ihren Bruder an. Nach kurzer Zeit kommt er den Weg herunter gelaufen. Wir haben es geschafft. Wir sind diesmal richtig und haben ihn gefunden. Es zeigt sich, dass er unter einem falschen Namen registriert wurde und man ihn deshalb im System nicht finden konnte.
Wir gehen rein und suchen Betreuungspersonal. Wir teilen mit, dass der Name falsch geschrieben ist. Da er aber bisher noch nicht als Asylsuchender registriert wurde, scheint dies aktuell noch nicht relevant zu sein. Weiter erkundigen wir uns, ob es eine Möglichkeit gibt, an entsprechender Stelle den Wunsch zu äußern, dass der junge Mann gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester in Dortmund leben möchte. Man könne dies bei der Bezirksregierung auf dem Gelände tun. Natürlich befinden wir uns außerhalb der Öffnungszeiten.
Somit setzen wir uns erst mal hin und quatschen. Die beiden unterhalten sich und M. übersetzt mir immer wieder die wichtigsten Inhalte. Auch das ist etwas, woran ich mich schnell gewöhnt habe. Am Anfang kam ich mir immer irgendwie „blöd“ vor, daneben zu sitzen und nichts zu verstehen. Aber genau so geht es unseren neuen Freunden ja auch immer wieder.
Also habe ich in der Zeit ein kleines Schreiben vorbereitet, welches der Bruder zu seinem Termin zur Registrierung mitnehmen soll. Ich habe ein paar Informationen zusammen gefasst, dass seine Geschwister in Dortmund leben usw. Zudem hat er ein Zettel bekommen, auf dem sein Name noch einmal richtig geschrieben steht. Mehr können wir in dem Moment nicht tun.
Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zurück nach Dortmund. M. ist sichtlich froh ihren Bruder nach langer Zeit wieder gesund in die Arme schließen zu können. Jetzt sind wir beide müde…“.
Text: Alena Mörtl