Wir brauchen Ihre Hilfe!

Unser gemeinnütziges Projekt im Rahmen der Flüchtlingshilfe hat einen großen Bedarf an Spenden und braucht dringend Ihre Unterstützung.
Wenn Sie etwas von den unten aufgezählten Sachen spenden möchten, setzen Sie sich bitte mit der Sachspendenkoordination über die E-Mail-Adresse sachspenden@projekt-ankommen.de in Verbindung. Senden Sie Ihre Kontaktdaten, nach Möglichkeit Fotos von den abzugebenden Dingen und einen ungefähren Zeitrahmen, der uns für die Abholung verbleibt. Bitte beachten Sie, dass wir regulär eine Vorlaufzeit von mindestens einer Woche benötigen und nur innerhalb Dortmunds oder direkt stadtangrenzend abholen können.

Küche

  • Funktionsfähige und intakte Standherde, Kühlschränke und Kühlgefrierkombis, Spülmaschinen, Spülen, Ober- und Unterschränke, gerne auch gut erhaltene Einbauküchen, Tische und Stühle, Regale

Babys und Kinder

  • Kinderwagen, Kinderbetten, Bettzeug, Babybetten, Wickelkommoden, Laufställe, Reisebetten, Babyausstattungen, Hygiene, Spielzeug etc. nach Rücksprache

Wohnzimmer

  • Garnituren/Sofas/Sessel, Regale, kleine Wohnzimmerschränke/kleine Schrankwände, Kommoden, Teppiche – für den Essbereich gerne Tische und Stühle

Badezimmer

  • Badezimmerschränke, Spiegelschränke, Haartrockner, Rasierapparate, Hygiene nach Absprache

Schlafzimmer

  • Betten, Lattenroste, hygienische, gut erhaltene Matratzen, Bettzeug, kleine Kleiderschränke, Kommoden

Sonstiges

  • Waschmaschinen, Staubsauger, Bügeleisen, Bügelbretter, Wasserkocher, Kaffeemaschinen, sonstige Elektrokleingeräte, Wäscheständer, Spiegel, Lampen, Hausrat allgemein, Bettwäsche, Handtücher, Tischdecken, Gardinen, Vorhänge, Gardinenstangen, Teppiche, Schuhschränke, Garderoben
  • Receiver, Hifi-Anlagen mit Lautsprechern, Fernseher mit Fernbedienungen, Handys, Nähmaschinen.

Wir leisten keine Wohnungsentrümplungen.
Es werden nicht angenommen:

  • durchgelegene Matratzen, Matratzen mit Flecken und deutlichen Rändern ebenso für Sofa, Sessel und Garnituren ausgeschlossen.
  • Möbel mit Beschädigungen, die dadurch reparaturbedürftig sind, da uns für diese Arbeiten die Kapazitäten fehlen.
  • Dunkle große, klobige Möbel. Möbel mit Überbauten, Schränke, die breiter als 2,50 m, eventuell wenn sie einzeln zu stellen sind. Betten mit Überbauten.
  • Elektrogeräte mit defekten Kabel, Stecker oder anderweitig defekt sind. Gasherde.
  • Dekorationsartikel im weitesten Sinne.
  • Videokassetten, Musikkassetten, Videorecorder, Bücher.

Bücher können bitte an Jürgen Bengsch vermittelt werden, es sammelt diese für einen Bücherflohmarkt der zugunsten eines Projektes Aplerbecker Gemeinde mehrmals im Jahr stattfindet. Die Gelder fließen nach Afrika.

Kontakt über sachspenden@projekt-ankommen.de

Anfragen bezüglich Kleidung bitte ebenfalls über sachspenden@projekt-ankommen.de stellen.

Sport hilft gegen (fast) alles

„Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit,
und er schützt uns durch Vereine, vor der Einsamkeit“.

… sagte einmal Joachim Ringelnatz, ein deutscher Lyriker, Erzähler und Maler (1883-1934).

(ein Text von Karina)

Ich finde, Herr Ringelnatz hat völlig Recht, auch heute noch.

Und daher möchte ich jetzt ein bisschen von der Sportgruppe erzählen:

Wir sind aktuell sieben aktive Mitglieder, die versuchen, Geflüchtete für Sport zu begeistern, sie durch Sport zu integrieren und in Vereine zu vermitteln.
Ohne Sport bin ich persönlich schnell unausgeglichen und zickig. Sport ist wichtig und wenn ich mich bewegen und auspowern kann, fühle ich mich gut. Viele denken jetzt bestimmt das Gegenteil, aber umso mehr wissen ganz genau, was ich meine. Sport befreit und im Team oder in einem Verein kann man sich wohlfühlen und ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln.
Daher lautet meine Antwort auf die immer wiederkehrende Frage nach der Integration von Flüchtlingen auch:

Treibt SPORT! Wie könnte es einfacher funktionieren?

Es gibt kaum Sprachbarrieren und „fair play“ kennt jeder.
So langsam melden sich die Geflüchteten auch bei uns. Es war und ist zwar immer noch schwierig, die Menschen zu motivieren. Viele andere Dinge sind erst einmal wichtiger und die Betreuung und Begleitung ist oft aufwendig, weil die meisten nicht von sich aus zu Sportfesten kommen oder zu Sportvereinen gehen. Aber wenn sie dann erst einmal da sind, ist die Begeisterung oft groß und sie bleiben im wahrsten Sinne des Wortes am Ball.
Wir sind auch überrascht, wie vielfältig die Interessen sind. Klar, König Fußball ist immer noch die unangefochtene Nummer 1. Gerade jetzt zur EM. Aber auch Schwimmen, Kickboxen und Basketball sind gefragt. Und bei den Mädchen auch Tennis und Tanzen. Ich bin gespannt, wie die geplante Ferienfreizeit „Pferde und Indianer“ ankommen wird..
Und dann noch Sayed´s Cricket Team! Da wurde erst für uns gekocht, weil wir den Jungs aus Sri Lanka und Myanmar Schläger und Handschuhe organisiert haben, und dann gab es quasi als „Überraschungs-Dessert“ zwei Stunden Cricket-Training im Park. Wir haben zwar immer noch nicht alle Regeln verstanden, aber es machte einen Heidenspaß und die Überraschung war gelungen.
Es ist auch wirklich schön zu sehen, wie Kinder und Jugendliche beim Sport langsam auftauen und entspannen. Man spürt regelrecht, wie sie abschalten, all ihre Sorgen vergessen und einfach mal loslegen.

Ich möchte ein paar Beispiele erzählen:

Einmal im Monat können unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit Schülern des Mallinckrodt-Gymnasiums Fußball spielen. Wir vom Projekt Ankommen holen die Jungs in der Unterkunft ab und bringen sie später wieder zurück. Letztes Mal war ein 16jähriger Junge aus Guinea dabei. Er sprach nur französisch und war erst seit 10 Tagen in Dortmund. Mein französisch ist rudimentär, aber ein Glück konnte sich Monika ein bisschen mit ihm unterhalten. Er hatte weder Shorts noch Sportschuhe, war schüchtern und wollte deshalb schon gar nicht mehr mit, denn in Jeans und Flip Flops kann man ja nicht spielen. Letztlich hat ihm ein Betreuer Sportschuhe und ein Lehrer eine kurze Hose organisiert und er konnte dann doch noch mit aufs Feld. Wunderbar, wie er auftaute und über das Spielfeld flitzte! Plötzlich war er mittendrin in der Gemeinschaft und konnte all seine Sorgen zumindest für ein paar Stunden vergessen. Und dass kaum jemand französisch konnte, war plötzlich auch egal, denn Fußball spielen kann jeder.
Ein anderes Beispiel: Ich habe einen 16jährigen Jungen aus Albanien zum Volleyballtraining begleitet. Als wir ankamen, schickte ihn der Trainer nach einer kurzen Begrüßung direkt zum Aufwärmen aufs Feld. Keiner der Anderen war skeptisch und erkundigte sich nach Sprache, Herkunft oder Alter. Das war völlig egal, Hauptsache, sie konnten endlich anfangen zu spielen. Einmal habe ich am Spielfeldrand fast einen Ball abbekommen und er kam zu mir, um den Ball zu holen. Er sah mich kurz an, völlig außer Atem, total verschwitzt, aber er grinste mich an und war einfach glücklich.

Das war einer meiner ganz besonderen Schlüsselmomente: Diese Freude am Sport, aber auch diese ganze Energie, die da raus musste, kam in diesem Moment besonders rüber und hat mich wirklich beeindruckt. Am liebsten hätte ich noch selbst mitgespielt.
Dieter klettert seit Jahrzehnten leidenschaftlich. Er klettert u.a. mit K., einem talentierten Jungen aus Albanien. K. nutzt inzwischen jede Trainingsmöglichkeit und die beiden sind sogar schon zusammen zum Klettern in den Urlaub gefahren. Dieter erzählt immer ganz begeistert, wie toll sich der Junge entwickelt. Manchmal muss er ihn sogar bremsen, weil er zu schnell zu viel will. Wer weiß, vielleicht wird ja K. noch ein erfolgreicher Kletterer? Danke, Dieter.

Eine wunderbare Erfahrung war auch unser Sporttag.

Eine Familie aus dem Libanon war mit ihren Paten Lars und Ina da. Die Größte von vier Töchtern löcherte mich ständig: Was ist das da für ein Sport, was kommt als nächstes, kann ich da mitmachen? Irgendwann kam sie zu mir und sagte: Also, das ist so toll hier, wir haben nächste Woche am Mittwoch Zeit, dann kommen wir wieder, ok? Ich musste lachen und freue mich jetzt schon auf unseren nächsten Sporttag, an dem die vier Mädchen bestimmt auch wieder teilnehmen werden.
Es gab schon viele solcher oder ähnlicher Erlebnisse, mit groß und klein, ob im Fitnesscenter oder im Park. Sport, ob im Verein oder in kleinen Gruppen, das geht immer. Ich bin immer noch und immer wieder begeistert und freue mich auf viele weitere Sportarten und Erfahrungen. Und wer bei uns mitmachen will, kann sich gerne unter sport@projekt-ankommen.de bei uns melden.

Gesegneter Ramadan

Mit Traditionen soll man nicht brechen – Fasten schon

(von Alena)

Seit unserem Start mit Projekt Ankommen ist nun knapp mehr als ein Jahr vergangen. Eine bewegende Zeit mit Höhen und Tiefen. Eine Zeit, die ich nicht zurück drehen möchte und bis heute sehr genieße.

Die Arbeit hat viele neue Menschen und vor allem Freunde in mein Leben gebracht

Einen Teil der Menschen kenne ich seit ihrem Start in Dortmund vor 1,5 Jahren, einige seit ihrem Auszug aus der Unterkunft Ende letzten Jahres. Wir durchleben immer noch sehr intensive Augenblicke, in denen wir nicht nur unsere gemeinsame Zeit, sondern auch Freuden und Sorgen teilen. Wir bemerken, wie wir immer häufiger von „Früher“ sprechen. Früher ist hier natürlich überschaubar, aber wir betrachten die zurückliegende Zeit mit strahlenden Gesichtern. Wir erzählen den Freunden, die noch nicht so lange bei uns sind, was wir letztes Jahr tolles unternommen haben und dieses Jahr Neues ausprobieren werden. Eins der Dinge, das sich dieses Jahr und auch in den nächsten Jahren wiederholen wird, ist der Fastenmonat Ramadan. Im vergangenen Jahr habe ich Ramadan zum ersten Mal, mit allem, was dazu gehört, verfolgt. Ich selber habe mich damals dazu entschieden, meinen eigenen „kleinen“ Fastenmonat einzulegen. Vier Wochen kein Alkohol. Nichts im Vergleich zum eigentlichen Fasten, aber mein Weg, die Jungs zu begleiten.

Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ist allen Fastenden Essen und Trinken erlaubt

Wir entschieden uns, einmal in der Woche gemeinsam zu kochen und das Fasten zu brechen. Wie sich zeigte, eine neue Tradition in unser aller Leben: Tolle Abende beim gemeinsamen Schlemmen und Genießen. Schon damals waren wir Deutsche, Syrer, Afghanen, fastende Muslime und nicht fastende Muslime. Alle haben mitgeholfen und gemeinsam die Lieblingsspeisen der Anwesenden zubereitet. Aber auch an fast allen anderen Abenden aßen wir gemeinsam dort, wo die Menschen lebten und ich freute mich immer, zu beobachten, wie plötzlich die Energie der Leute zurückkam – zu einer Zeit, zu der ich normalerweise im Bett liege und schlafe.  Auch in diesem Jahr wollen wir Ramadan wieder gemeinsam erleben. Ich werde wieder meinen „kleinen“ Ramadan durchführen. Die erste Freundin hat sich schon angeschlossen.

Eine veränderte Gruppenkonstellation im Vergleich zum letzten Jahr, jedoch genauso bunt

Die ersten Wunschgerichte sind notiert und die Vorbereitungen starten langsam. Ich freue mich auf diese und viele neue gemeinsame Traditionen.

Ab Montag heißt es wieder: „Ramadan mubarak“

Nachrichten aus Idomeni II

Vorletzten Samstag haben sich Nahid und Alena aus unserem Vorstand auf den Weg nach Idomeni in Griechenland gemacht, um sich vor Ort ein Bild von den Zuständen zu machen und mit anzupacken. Dafür wurden im Vorfeld Spenden gesammelt, mit denen sie die Hilfe vor Ort unterstützen wollen. Hier ist ihr zweiter Bericht.


Tag 4

Das Wetter hat sich glücklicherweise wieder stabilisiert und es war ein sonniger wärmer Tag. Heute haben wir vor der Arbeit im Camp das riesige Warehouse besucht. Die Lagerhalle wird von Ehrenamtlichen betrieben und durch Spenden finanziert. Für einige Familien zu denen wir nun engeren Kontakt haben wurden Tüten mit den notwendigsten Dingen zusammen gestellt. Im Camp haben wir die Familien aufgesucht und die Sachen verteilt. Bei immer mehr und intensiver werdenden Gesprächen wird die Hoffnungslosigkeit der Menschen deutlich. Viele haben schon mehrfach versucht über die Grenze zu kommen. Mit harter Gewalt wurden die meisten wieder zurück ins Camp gebracht. Die Menschen erzählen von 5,6 Versuchen. Jedoch schmieden immer mehr, in Anbetracht des Drucks der Regierung hier, erneute Pläne.
Am Nachmittag haben unsere Unterrichtsstunden stattgefunden. Zu erst haben die Kinder und im Anschluss die Erwachsenen einen Englischkurs auf Farsi von Nahid bekommen. Gleichzeitig hat Amir, ein Junge der uns sehr schnell ans Herz gewachsen ist, Deutschunterricht von Alena erhalten. Mit Hilfe des selbst gebastelten Deutschbuchs wurde fleißig das ABC und die ersten Vokabeln gelernt.

Tag 5

Unser Tag begann wieder früh im Camp. Man sieht Orte, an denen ein Tag zuvor noch Zelte standen. Die Menschen sind weg. Die überall spürbare Unruhe wird auch im Umgang mit den Kindern sehr deutlich. Im Minutentakt streiten sich Kinder  und die meiste Zeit verbringen wir damit Eskalationen zu verhindern. Die Kinder spiegeln die Stimmung im Camp sehr deutlich wieder. Wieder verteilen wir Kleidung und andere Notwendigkeiten an Familien. im Hinterkopf die Vermutung, sie benötigen die Dinge für die weitere Flucht. Auf dem Rückweg trifft Nahid Amir und seine Mutter. Sie kann Ihnen noch Kleinigkeiten mit auf den Weg geben und dann sind sie weg. Einer aus der Gruppe sagt noch, dass er Amir sagte er solle nicht so viel mitnehmen. Als Nahid schaut was er gepackt hatte sieht sie in seinem Schlafsack sein „Deutschbuch“.
Bei Gesprächen mit Farsi sprechenden Menschen treffen wir immer wieder auf Menschen, die dort nicht richtig zu sein scheinen. dabei handelte es sich heute häufig um „Missionare“, die probierten die Menschen dort zu ihrem Glauben zu bekehren. Unsere Wut darüber ist fast grenzenlos. Uns scheint als hätten die Menschen dort im Moment sicher andere Probleme als darüber nachzudenken Zeugen Jovoas oder Evangelikale zu werden. Immer mehr Menschen erzählen von ihren Plänen. Die Farsiklasse ist deutlich geschrumpft. Und wir wissen, dass auch in den nächsten Tagen einige nicht mehr kommen werden.
Nach der Arbeit im Camp haben wir noch einen kurzen Stop gemacht um für Nasrin, ein junges Mädchen, das jeden Tag im CultureCenter arbeitet ein Packet mit den nötigsten Sachen für eine junge Frau zusammen zu stellen.

Tag 6

Nach dem zur Routine werdenden Besuch im Warehouse starten wir unseren Tag im Camp. Die Kinder stehen immer schon ab 09:00 Uhr vor dem Tor um endlich ins Center zu kommen. Nach Ankommen und Toben werden die ersten Aktivitäten angeboten. Je nachdem welche Ehrenamtlichen (Leute wie wir oder Bewohner des Camps) dort sind wird Sport, Yoga, Musik oder Schach angeboten. Danach werden die bis zu 150 Kinder grob nach Alter aufgeteilt. Für die Kleinen heißt es dann erst mal eine Runde malen und nach dem üblichen Toilettengang wird gespielt. Für die Größeren wird Mathe, Englisch, arabisch oder kurdisch angeboten. Dank der Kooperation mit dem Hotfood Idomeni Team werden die Kinder mit Frühstück und Mittagessen versorgt. Ab Ca. 13:30/14:00 heißt es für die Ehrenamtlichen durchatmen. Für uns heißt es meist durch das Camp zu laufen und die mitgebrachten Kleiderspenden zu verteilen. Zwischen 15:00 und 15:30 beginnt der Farsi Unterricht für die Kleinen und Amirs Einzelunterricht. Im Anschluss werden die Erwachsenen unterrichtet. Englisch für Anfänger und Fortgeschrittene wird von 17:00-18:00 angeboten. Von 18:00-19:00 findet der Deutschkurs für Erwachsene statt. Sonntags gibt es ein wechselndes kulturelles Angebot für alle Interessierten.

An diesem Tag starten wir unsere Vormittagstour wie üblich. Als wir mit den ersten Farsi sprechenden Menschen in Kontakt kommen, hören wir direkt, dass Amir uns seine Familie wieder zurück im Camp sein sollen. Wir gehen direkt zu ihrem Zelt, nehmen Platz und hören uns ihre Geschichte an…

Tag 7

Während unsere Arbeit im Center immer strukturierter wird, werden unsere Gespräche mit den Bewohnern im Camp immer intensiver. Die Menschen fassen Vertrauen und erzählen von ihren Leben in der Heimat, dem Weg bis zum Camp und ihren weiteren Plänen. Hier erleben wir ähnliches wie bei der Arbeit zu Hause, die Berichte berühren einen und lassen uns so schnell nicht mehr los. Eins jedoch unterscheidet sich, man weiß, dass die Geschichte hier im Camp in Idomeni noch kein Ende gefunden hat…
Auch heute wurden wieder Flugblätter an die Bewohner verteilt. Auf griechisch, arabisch und Farsi war zu lesen: “ die Grenzen sind zu und bleiben zu. Sie können in offiziellen Camps für Flüchtlinge gehen.  Dort haben wir für Sie eine Wohnmöglichkeit und Essen vorbereitet. Sie müssen mit den Behörden kooperieren, damit Sie dort hin gebracht werden. Asylanträge können nur in diesen Camps gestellt werden.“ Auch dies hat wieder zur Unruhe unter den Bewohnern geführt. Der Buschfunk im Camp trug an diesem Tag herum, dass die Grenze morgen am 01.05. geöffnet werden solle. Für den morgigen Tag wurden mögliche Ausschreitungen erwartet.

Tag 8

Ein Tag sowas wie Urlaub… Da am Sonntag kein normales Angebot in Center stattfindet wurde die Anzahl der Ehrenamtlichen auf ein Minimum reduziert. Wir haben den Tag genutzt um das Meer nicht nur vom Flugzeug aus gesehen zu haben. Schnell haben wir jedoch gemerkt, für den Kopf gab es keine wirkliche Pause.

no images were found

(Text und Bilder: Alena und Nahid)

Nachrichten aus Idomeni

Letzten Samstag haben sich Nahid und Alena aus unserem Vorstand auf den Weg nach Idomeni in Griechenland gemacht, um sich vor Ort ein Bild von den Zuständen zu machen und mit anzupacken. Dafür wurden im Vorfeld Spenden gesammelt, mit denen sie die Hilfe vor Ort unterstützen wollen. Hier ist ihr erster Bericht.


 

Anreise

Von Düsseldorf ging es für uns am Samstag den 23.04. nach Thessaloniki. Einen Mietwagen haben wir schnell gebucht und sind auf die Suche nach einem Zimmer gegangen. Zu unserem Glück war noch ein Zimmer im Parkhotel in Polykastro für uns frei. Von hier aus wird ein Großteil der ehrenamtlichen Arbeit in Idomeni, aber auch in den kleineren umliegenden Camps wie der ECO Tankstelle koordiniert. Tage später werden wir hier auch Eva treffen. Sie hat für die Ehrenamtlichen des Projekt Ankommen ein Seminar für den Umgang mit traumatisierten Menschen gegeben.

Tag 1 in Idomeni

Sonntag haben wir den ersten Tag im Camp in Idomeni verbracht. Die meiste Zeit waren wir damit beschäftigt uns einen Überblick zu verschaffen. Auch wenn es einige tausend Menschen weniger sind, als noch vor ein paar Wochen, sind die Ausmaße des Camps kaum zu überblicken. Aktuell Leben mehr als 10.000 Menschen im Camp. Mehr als die Hälfte sind Kinder. Es gibt ein paar wenige große Zelte von Hilfsorganisationen, aber die meisten Menschen schlafen in Igluzelten , liegen gebliebenen Zügen oder im brach liegenden Gebäuden entlang der Gleise.
Um einen Einblick über die Strukturen dieses Mikrokosmos und den Aufbau des Camps zu bekommen halfen wir unabhängigen Ehrenamtlichen dabei 5.000 Bananen an Kinder und Schwangere zu verteilen. Dabei unterstützt wurden wir von den zahlreichen kleinen Helfern, die uns wie Guides durch das Camp führten und für uns übersetzten. Hier trafen wir auch zum ersten Mal auf das Culture Center und wir entschlossen uns schnell unsere Hilfe die nächsten Tage dort einzubringen.
Auf den ersten Blick scheint es durch den Staat nur wenig Hilfe zu geben. Hilfsorganisationen und unabhängige Ehrenamtliche sind stets präsent.

Tag 2

Von 09:30-19:00 haben wir im Culture Center gearbeitet. Am Vormittag haben wir mit den Kindern Sport gemacht, bei der Essensausgabe geholfen und die Kinder zum stillen Örtchen begleitet. Am Nachmittag war Nahid als Farsi und Englisch (für Farsi Sprechende SchülerInnen) Lehrerin sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene aktiv. Wir merkten schnell, dass es wohl ein paar Tage dauern wird um einen Überblick der Abläufe zu bekommen.
Während der Pausen für uns und den Unterrichtszeiten der Kinder waren wir im Camp unterwegs und haben mit den Leuten gesprochen. Wie zu erwarten war mangelt es hier an allem. Wie die Europäischen Staaten dabei zu sehen können, wie die Menschen hier krank werden und an Hunger leiden ist von hier aus noch unfassbarer. Ein Schicksal das viele Menschen teilen: Die meisten Menschen haben die Zustände von Krieg und Terror in ihren Heimatländern hingenommen, da es keine wirkliche Alternative für sie gab. Nachdem in Deutschland aus der Not heraus viele Menschen aufgenommen wurden, haben sich viele erst auf den Weg gemacht. Sie haben ihr komplettes Hab und Gut verkauft um sich in Europa ein neues , friedliches Leben aufzubauen. Nun sitzen sie in Idomeni fest und kommen nicht weiter. Aber auch der Weg zurück (den inzwischen viele Menschen wieder auf sich nehmen würden) ist verbaut. Menschen die viele Jahre bereits in anderen Ländern gelebt haben werden in die Ursprungsländer zurück geschickt. Viele haben keine Pässe mehr und auf Flucht oder Wechsel der Religionszugehörigkeit steht Gefängnis bzw. die Todesstrafe.

Tag 3

Auch an diesem Tag begann die Arbeit früh. So langsam bekamen wir einen Durchblick und wissen wo wir uns sinnvoll einbringen können. Für die Menschen im Camp war es ein Tag, der noch schlechter war als die Anderen. Zwar schien die Sonne aber schon in der Nacht begann ein sehr starker Wind, der den ganzen Tag über anhielt. Das Camp das gestern noch einer kleinen Zeltstadt ähnelte, sieht nun aus wie ein Trümmerfeld. Die meisten der Igluzelte sind zerstört und die Menschen probieren ihr Hab und Gut so gut es geht zu schützen. Bei vielen zeigte sich im Laufe des Tages, dass sie nicht wussten wo sie die nächste Nacht verbringen sollten.
Ein weiteres Problem im Camp, das sich hier so wie in jeder „Gesellschaft“ entwickelt hat, ist Rassismus. Minderheiten werden unterdrückt und bekommen jeden Tag Abneigung zu spüren. In den Essensschlangen stehen sie stets hinten, egal wie lange sie schon anstehen. Viele hatten seit sie hier sind noch keine Wärme Dusche, da ihnen das Recht darauf verwehrt bleibt.

Die Politik, die dafür sorgt, dass die Menschen hier festsitzen fördert auch in Europa den Wachstum von Schlepperorganisationen. Die Menschen, die es sich leisten können, haben die Möglichkeit für eine Summe von ca. 2.500€ pP über die Grenze gebracht zu werden. Für viele Menschen im besonderen Familien mit mehreren Kindern eine nicht aufzubringende Summe.

Spenden

Durch die tolle Unterstützung von Ehrenamtlichen, Familie, Freunden und des Käthe Kollwitz Gymnasiums konnten wir 3.250€ mit nach Idomeni nehmen. davon gingen bisher 750€ an das „Banana Team“ die jeden Tag 5.000 Bananen an Kinder und schwangere Frauen verteilen. Weitere 750€ gingen an die Organisatoren von „Hot Food Idomeni“. Das Team bereitet täglich mehrere Tausend warme Speisen zu. 530€ gingen an das Culture Center, in dem wir vorerst täglich mitarbeiten. Die Kinder bekommen dort Unterricht und andere Freizeitangebote. Zudem werden sie sowohl mit Frühstück als auch mit Mittagessen versorgt.

no images were found

(Text und Bilder: Alena und Nahid)

Nahid Farshi einstimmig wiedergewählt

Aktive Hilfe bleibt Schwerpunkt

Nur zehn Monate nach seiner Gründung konnte der Vorstand des Vereins Projekt Ankommen während seiner 1. Jahreshauptversammlung beeindruckende Fakten vorstellen:

  • Der Verein hat mittlerweile 270 Mitglieder.
  • Zum Umfeld zählen fast drei Mal so viele Menschen, nämlich 617,
    die aktive ehrenamtliche Hilfe leisten.
  • Für 150 Familien und Einzelpersonen hat Projekt
    Ankommen Patenschaften vermittelt.
  • Für ebenso viele Menschen konnten Umzüge in eigene
    Wohnungen organisiert, durchgeführt und Möbel besorgt werden.
  • Durch das Projekt Ankommen konnten bereits 260 Geflüchtete
    an einem Deutschkurs teilnehmen.

„Diese Zahlen sind erfreulich und bilden nur einen Teil unserer Aktivitäten ab – doch sie zeigen auch:

Mehr denn je ist Hilfe nötig

Vor allem für die circa 3500 Flüchtlinge, die nicht mehr in Flüchtlingsunterkünften, sondern in einer eigenen Wohnung leben. Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen, sie brauchen unsere Unterstützung“, so Nahid Farshi, alte und neue Vorsitzende des Projekt Ankommen.

Die Jahreshauptversammlung wählte sie einstimmig zur 1. Vorsitzenden.

Nahid Farshi, vor mehr als 30 Jahren selbst aus dem Iran geflohen und immer in Sachen Integration und interkultureller Arbeit aktiv, nutzte dafür natürlich auch die Jahreshauptversammlung: eine persische Braut, so ließ sie die Versammlung wissen, antwortet erst, wenn sie drei Mal gefragt wird. Und so erlebten die Teilnehmer der Versammlung vergnügt mit, wie die Vorsitzende zwei Mal sehr neutral schaute, bevor sie mit einem begeisterten „ja, sehr gerne“ die Wahl zur Vorsitzenden annahm.

Die weiteren Mitglieder des Vorstands sind:

  • Stellvertreterinnen Astrid Cramer und Bettina Bielefeld
  • Schatzmeisterin Karola Beyling
  • Schriftführerin Alena Mörtl

Als Beisitzer wurden gewählt:
Ahmed Abdellatif, Jan Lüttmann, Karina Meyer, Marlies Schäfer, Robert Torkuhl, Hannah de Vries

Lebhaft diskutiert wurde ein Antrag zur Änderung der Satzung, in dem es darum ging, die Formulierung in der Satzung von „politisch neutral“ in „parteipolitisch neutral“ zu ändern. Mit großer Mehrheit beschloss die Versammlung, die Satzung nicht zu verändern, um auch weiterhin die aktive Hilfe in den Mittelpunkt zu stellen und dem Verein seine „Reinheit“ zu belassen.